Die Externsteine (Horn-Bad Meinberg)

Die Externsteine (Horn-Bad Meinberg)

Sagen um die Externsteine gibt es viele. Vom Teufel, Heiden und Ritualen.

Bleiben wir also erstmal beim Offensichtlichen: Imposant stehen diese Sandstein-Felsen in der Nähe von Horn-Bad Meinberg im nördlichen Nordrhein-Westfalen. Sie sind touristisch erschlossen – man kann also über Treppen mit Geländern auf sie hinauf klettern. Dafür muss aber Eintritt bezahlt werden. Das Wörtchen „Treppen“ sollte aber nicht täuschen: Es ist durchaus nicht ohne, hinauf zu kommen. Die Stufen sind die in die Felsen gehauen, ungleichmäßig und steil und ausgetreten. Festes Schuhwerk ist ein Muss.

Für uns war der erste Besuch sehr besonders: Es zog nämlich ein Gewitter auf. Wir waren wohl die letzten, die noch hinauf durften, denn die Steine stehen so exponiert, dass man sicher nicht oben sein möchte, zwischen eisernen Treppengeländern und Brücken, wenn über einem ein Gewitter stattfindet.

Der Teufel und die Externsteine

Im Teutoburger Wald, wo die Externsteine wie uralte Wächter emporragen, trug sich einst eine schauerliche Begebenheit zu, die bis heute das Blut so mancher gefrieren lässt. Die Stätte, ein Ort von unergründlicher Schönheit und doch bedrückender Melancholie, wählte einst der Teufel selbst als Zuflucht, oder versuchte es.

Es war eine Zeit, in der die Schatten der alten Götter wichen und das Licht des christlichen Kreuzes erstrahlte. Als das Heilige in diese Region drang, spürte das Böse seine Niederlage herannahen. Der Teufel, dessen Zorn das Echo ferner Gewitter übertraf, suchte verzweifelt nach einem Ort, an dem er seiner Vernichtung entgehen konnte. So kehrte er an die Externsteine zurück, wo er sich einst sicher wähnte.

Doch als er dort ankam, bot sich ihm ein Anblick, der seine uralte Bosheit neu entfachte. Eine Menschenmenge, gebeugt und flüsternd, kniete vor einem Kreuz, roh und doch mächtig in den Fels gemeißelt. Prozessionen zogen zur Kapelle auf dem höchsten Gipfel und zum Grab am Abhang. Ein Priester, umhüllt von einem heiligen Licht, trat aus der Kapelle, das Kruzifix fest in den Händen.

Der Teufel, von wilder Raserei getrieben, zerrte einen gewaltigen Felsblock aus der Erde. Mit einer Kraft, die auch die uralten Felsen erzittern ließ, schleuderte er den Stein auf den Priester. Doch der Fels wurde vom Kreuz in seinem Lauf abgelenkt. Statt den Priester zu zerschmettern, blieb er, wie durch unsichtbare Hand gehalten, auf einer Felsenspitze hängen, als würde die Natur selbst ihm trotzen.

Rasend vor Wut schwang sich der Teufel den Berg hinab. Mit seinen Klauen riss er in das Grab am Fuß des Felsens, doch die Erde schloss sich gegen ihn. Verzweifelt stürzte er sich gegen den Fels, drängte und tobte, bis seine höllische Kraft ein tiefes Loch in den Stein drückte. Dabei stieg ein geisterhaftes Licht, flammend und zuckend, aus der Wunde des Felsens auf – ein flüchtiger Blick in den Abgrund seiner Qualen.

Aber der Fels blieb stehen. Das Kreuz, in ihn gehauen, war wie ein Siegel, das selbst der Hölle widerstand. Gebrochen und besiegt entfloh der Teufel, doch nicht ohne seinen letzten Fluch auszustoßen. Mit einer Stimme, die wie ein Sturm durch die Schluchten hallte, sprach er: „Der Stein, der mich verriet, wird bluten! Eines Tages wird er vom Himmel stürzen und eine Bürgerfrau von Horn ins Grab reißen. Ihr, die ihr mich verhöhnt, werdet Zeugen meines Triumphs sein!“

Die Jahre vergingen, und der Fels, der lose auf der Spitze liegt, scheint nur auf den Moment zu warten, sich zu lösen. Die Menschen von Horn versuchten immer wieder, ihn zu bewegen, ihn hinabzubringen, um den Fluch zu brechen. Doch der Stein rührt sich nicht, als hielte ihn eine finstere Macht zurück. Ein Hauch von Vorahnung hängt über der Landstraße, die heute zwischen den Felsen hindurchführt. Selbst an sonnigen Tagen werfen die Steine Schatten, die länger und dunkler erscheinen, als sie sein dürften.

Und so bleibt der Stein – eine Mahnung, eine Drohung. Denn in jeder sanften Sommerbrise, die durch die Schluchten streicht, scheint ein Flüstern zu liegen: der leise Nachhall einer höllischen Prophezeiung, die noch erfüllt werden will.

Die Externsteine als Kultstätte

Sicher ist man sich: Die Felsen der Externsteine entstanden vor ca. 100 Millionen Jahren. Entstanden aus Sandstein. Tatsächlich gibt es aber keine Fossilien oder sonstigen Funde, die das wirklich untermauern könnten.

Heute ragen Ihre 13 Einzelfelsen hoch aus der Landschaft. Der höchste Felsen schafft nicht ganz die 50 Meter. Sie trotzen der Witterung und wurden schon 1926 unter Naturschutz gestellt. Heute stehen sie außerdem unter Kulturdenkmalschutz.

Der große Grottenstein, gekennzeichnet durch Höhlen, die Treppenanlage und das Gipfelpateau dürfte der Schauplatz des „Kreuzvorfalls“ mit dem Teufel gewesen sein. Heute kann man dort eine in den Stein gehauenes Kreuzabnahme Relief bewundern. Der Wackelstein hingegen sieht tatsächlich so aus, als könnte er jeden Moment jemandem auf den Kopf fallen.

Besonders markant sind der Treppenfelsen und der Turmfelsen, die mit einer Brücke verbunden sind.

Große und kleine Grotten deuten an, dass die Felsen kultisch genutzt wurden. Am wahrscheinlichsten sind sie nach der Sonne bzw. den Sonnenwenddaten ausgerichtet. Genau das zieht heute viele esoterische Gruppen, aber auch politisch rechtsextreme Gruppen an. Auch Prä-Astronautik-Anhänger und Neuheiden fühlen sich dem Ort verbunden.

Aber selbst, wenn man mit all diesen Gruppen nichts am Hut hat, ziehen einen die Felsen schnell in den Bann.  

Search